Eine Ära geht zu Ende

Mortus hat uns verlassen

Diese Geschichte hat ihren Anfang am 20. März 2006. Ich erinnere mich noch genau, es war ein schöner und warmer März-Tag. Kettu ist hoch trächtig, gleich beginnt die Geburt. Ein kleines schwarzes Fellknäuelchen schlüpft als erstes aus ihrem Leib. Es ist der Anfang einer Erfolgsgeschichte, einer Ära. Mortus erblickt das Licht der Welt.

Der kleine Welpe entwickelt sich prächtig. Schnell wird klar, dass er einen starken Willen hat und unerschrocken seinen Weg geht. Neben seiner Mutter Kettu und seinem Halbbruder Gandalf wird er die Nr. 3 im Rudel. Schon früh läuft er als Leithund und lernt das Handwerk von seiner Mutter.

Bald wird er zum zuverlässigsten Kommandoleader im Huskystuff-Rudel. Nicht der schnellste, dafür der verlässlichste – besonders in extremen Situationen. Zwischen ihm und mir entsteht eine enge Bindung. Wir verstehen und vertrauen uns blind. Öfter ist Mortus an der Spitze der grossen Teams zu finden. Er liebt diesen Platz.

Im Rudel wird Mortus durch seine Stellung einer der wichtigsten Kulturträger. Bis im Jahr 2020 half er massgeblich bei der Erziehung der Welpen, Junghunde und Zugezogenen mit. Im Jahr 2014 löst er Gandalf an der Spitze des Rudels ab. Dies dank der Unterstützung von Pippin und Rufus. Max kommt damals neu ins Rudel. Mit seinen 5 Jahren ist er voll im Saft und stürzt Gandalf vom Thron. An Mortus kommt er nicht vorbei. Mehrmals raufen sich die beiden Rüden. Bis sich eines Tages Pippin und Rufus zu Mortus’s Gunsten in die Auseinandersetzung einmischen. Dadurch wird Mortus zum Rudelscheff gewählt. Gemeinsam mit den 4 Brüdern Rufus, Pippin, Balou und Snoopy – den sogenannten Bärenbuben – führt er das Rudel, erzieht die Jungen und schaut für Ruhe und Ordnung. Vielleicht fragt ihr euch, wo die Hündinnen sind? Zu recht, aber nach Kettu’s Tod war keine da, die das Charisma hatte, an der Spitze des Rudels mit zu mischen.

Mortus’s Dickschädligkeit war jedoch nicht immer einfach. Immer mal wieder forderte er auch mich heraus und ging gelegentlich als Überlegener aus dem Duell. Auch konnte er, besonders wenn er ‚ulidig‘ war, stundenlang in die Luft kläffen. Mortus musste auch am meisten einstecken. Er machte den grössten Teil meiner Lernkurve der Hundeerziehung durch. Zugegeben, ich beging den einen oder anderen Fehler. Nicht immer konnte ich die Fassung behalten. Doch wir fanden den Rank immer wieder. Von einander und mit einander lernten wir Hunde und Menschen verstehen. Dafür bin ich ihm unheimlich dankbar.

Mortus glänzt nicht nur als Rudelscheff, er bringt auch vielen jungen Hunden das Handwerk am Schlitten bei. Viele profitieren von seinem Wissen und seiner Erfahrung als Kommandoleader. So hilft er unter Anderem mit, Merlin, Tucker, Balto und Cipolla auszubilden.

Mit Mortus wuchs auch Huskystuff heran. Aus einer anfänglichen Idee wurde für Schweizer Verhältnisse ein stattliches Schlittenhunde-Unternehmen. Mortus begleitete mich durch alle Höhen und Tiefen. In schwierigen Zeiten fand ich öfters Trost bei ihm. Mit seinem Tod geht ein grosses Kapitel zu Ende. Was das Neue bringt, wissen wir nicht. Gerade ist ein riesiger Umbruch im Gang, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur. Wohin das führt, weiss niemand. Eines steht für mich fest: So wie die letzten Jahre wird es nicht mehr weiter gehen. Eine neue Zeit mit neuen Regeln und Werten steht bevor…

Obwohl Mortus in den letzten Monaten an Vitalität verlor, genoss er das grösste Ansehen im Rudel. Nicht mal die jungen Wilden trauten sich, ihn heraus zu fordern. Dabei war klar, dass er kräftemässig den meisten anderen Hunden unterlegen war. Er war der Alte, vor dem hatte man Respekt bis er die Augen für immer schloss.

 

Mortus, danke für all deine Dienste am Rudel und bei uns Menschen. Du warst ein grossartiger Hund. Bitte verzeihe mir meine Unwissenheit und meine Ausrutscher.

Nun wünsche ich dir eine Gute Reise und gutes Wirken in anderen Sphären…

Dein Scheff Michi